26. April 2021 | CEO Spotlight
93 Prozent der Fortune-500-CEOs sind der Meinung, dass sich ihre Unternehmen auf das Erzielen von Gewinnen konzentrieren und sich von Nachhaltigkeitszielen leiten lassen sollten. In der deutschen Tech-Branche bewerten Unternehmen mit mehr als 1.000 Mitarbeiter*innen Sustainability fast durchgängig als zentral. Und das aus gutem Grund. Während der Shareholder-Kapitalismus enorme Fortschritte katalysiert hat, hat er auch bewiesen, dass er keine Antworten auf tiefgreifende Probleme wie den Klimawandel bietet. Ganz im Gegenteil – er ist maßgeblich an der Überhitzung des Planeten beteiligt.
Wie geht es jetzt weiter? Wie wachsen Unternehmen und decken dabei Nachhaltigkeit ab? Fest steht, wir müssen uns vom „Business as Usual“ auf einen weniger ausgetretenen, teils unbekannten Pfad begeben. Noch gibt es keinen konkreten Plan und wenig Antworten auf viele neue Fragen. Das zeigt sich auch in heutigen Nachhaltigkeitszielen vieler Unternehmen, die es erst in 2030 oder noch später zu erreichen gilt.
Doch ist das wirklich neu? Unternehmertum ist immer auch Pionierarbeit gewesen und bringt ein gewisses Maß an unkalkulierbaren Risiken mit sich. Fallstricke, einschließlich der Kritik von skeptischen Stakeholdern, gab und gibt es zuhauf. Auch deshalb sehen wir an vielen Stellen den Trend zum Greenwashing, statt Geschäftsprozesse und Kundenversprechen fundamental unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit zu hinterfragen.
In diesem Blog-Post beschäftigen wir uns deshalb mit dem Mut Althergebrachtes in Frage zu stellen und neu zu Denken sowie über den Mut zu einer neuen Unternehmenskultur. Damit wollen wir neue Koordinaten für das Unternehmertum von morgen und nachhaltiges Wachstum setzen, das CEOs und ihre Unternehmen auch in Zeiten vielfältiger Krisen Halt gibt und zu langfristigem Erfolg führt.
Wachstum ist essentiell für das Überleben eines Unternehmens. Laut dem Bureau of Labor Statistics scheitern ca. 20 % der neuen Unternehmen in den ersten zwei Jahren, 45 % in den ersten fünf Jahren und 65 % erst in den ersten 10 Jahren nach dem Start. Es gilt also weniger „aller Anfang ist schwer“, sondern eher: die Skalierung des Geschäftsmodells und Innovationen sind schwer. Die Zahlen zeigen deutlich, wie wichtig es ist, vom ersten Tag an nachhaltiges Wachstum zu planen.
Gerade Start-ups stehen vor der Herausforderung zu wachsen und sich in ein erfolgreiches Scale-up zu transformieren. Die Idee ist gut, die Gründer begeistert, doch oft existieren nur vage Prognosen darüber, wie gut das Unternehmen in fünf bis zehn Jahren dastehen wird. Noch ist nicht bewiesen, dass die Wirtschaftlichkeit nachhaltig ist.
Der Unterschied zwischen einem ambitionierten Start-up und einem erfolgreichen Scale-up ist vor allem: Die Experimentierphase ist vorbei und das Unternehmen hat herausgefunden, was es profitabel macht. Das Konzept ist validiert und hat sich bewiesen. Konstantes Wachstum bei reduziertem Risiko (dank erfolgreich abgeschlossener Markttests) charakterisieren ein Scale-up.
Wie gelingt es Unternehmen nun weiterhin effektiv zu wachsen und innovativ zu sein während die Risiken, die sie eingehen, kalkulierter sind? Das wilde Experimentieren im Scale-up ist Vergangenheit. Die Entwicklung neuer Produkte und Geschäftsmodelle muss nun aktiv gemanagt werden und der Innovationsprozess mit der Geschäftsstrategie abgestimmt sein. Wer mit seinen Produkten die Kundenbedürfnisse am besten trifft, legt die Basis für erfolgreiches Wachstum.
Wachstumsorientierte Unternehmen sollten Innovation jetzt genauer betrachten. Mit Innovations Accounting messen sie den Prozess und Fortschritt von Innovationsprojekten und stellen so sicher, dass sich der Product-Market-Fit kontinuierlich und rasant erhöht.
Es sollte sich daher alles um den Kunden drehen: Wie viele Kund*innen interessieren sich für ein Produkt oder für eines seiner Features? Wieviel würden sie dafür zahlen? Was ist ihr Feedback? Wo können wir die Relevanz unserer Produkte für unsere Zielgruppe erhöhen?
Später kann man sich dann auch fragen, wie viele Kund*innen wieder kaufen, wie viele bereit sind einen höheren Preis zu zahlen und wie viele Nutzer das Produkt weiterempfehlen würden.
Der große Vorteil ist, dass diese Metriken nicht statisch sind. Mit diesem „Build-Measure-Learn“ Zyklus wird nicht nur das Produkt ständig verbessert, sondern mit jedem Test oder jeder Interaktion auch neue Daten gesammelt. Dies verleiht dem Prozess eine komplette neue und vor allem zielgerichtete Dynamik der Innovation, die stets aus den neuesten Erfahrungen und Kundenrückmeldungen schöpft. So stellen Sie sicher, dass wirklich relevante Produkte für ihre Kundengruppe entstehen.
Die Grundlage für Wachstum stellt auch eine gesunde und nachhaltig wirksame Balance vierer Handlungsfelder dar: People, Strategy, Execution und Cash. Finden Unternehmer*innen ehrliche Antworten auf die folgenden Fragen, sind sie auf dem besten Weg zu nachhaltigem Wachstum.
Ein klarer Plan in Kombination mit einem validierten Product Market Fit machen ein Unternehmen interessant für Investor*innen und Mitarbeiter*innen auf der Suche nach einem spannenden, sinnvollen Arbeitsplatz.
Bleiben wir gleich beim Thema Mitarbeiter*innen. Spätestens seit dem anhaltenden Fachkräftemangel und seitdem die „Belegschaft“ zum „Team“ wurde, müssen Unternehmen mehr bieten als ein gutes Gehalt und den schicken Dienstwagen. Wie gut gelingt uns Unternehmer*innen das? Die Mehrheit der Mitarbeiter*innen fühlt sich ihrem Arbeitgeber weder verbunden noch stehen sie gerne für ihn ein. Das Unternehmen entspricht den eigenen Werten und Vorstellungen der Mitarbeiter*innen kaum, folglich fühlen sie sich auch nicht als integraler Bestandteil des Unternehmens.
Auch der Umkehrschluss trifft zu: Mitarbeiter*innen setzen sich für Entscheidungen und Verhaltensweisen des Unternehmens ein, hinter denen sie mit Stolz stehen können. Sie wenden sich insbesondere Unternehmen zu, die einen klaren, eindeutigen und positiven Einfluss auf die Welt haben. Unternehmen sollten einen tieferen Sinn verfolgen. Dafür gibt es zahlreiche Beweise: In der Form von Unternehmen wie einhorn, Bain&Company oder Salesforce, die Nachhaltigkeit leben und von Mitarbeiter*innen und Kund*innen gleichermaßen geliebt werden.
Dies stimmt mit dem berühmte Satz von Simon Sinek überein, der Ihnen wahrscheinlich nicht neu ist: „People don’t buy what you do, they buy why you do it“. Neu ist allerdings, dass dieses „Why“ heute zwingend mit Nachhaltigkeit verbunden ist. Nur hier kommen alle Stakeholder zusammen. Kund*innen, Mitarbeiter*innen, Investor*innen und Partner- und Zulieferunternehmen leben alle auf demselben Planeten und achten zunehmend auch auf den CO2-Fußabdruck ihres eigenen Verhaltens. Kurzum: Unternehmenswerte wie Leidenschaft, Pioniergeist, Teamgeist, Integrität und Kommunikation haben einen positiven Impact – auf das Team und das Unternehmen – und zahlen sich aus.
Nehmen wir an ein Unternehmen wächst konstant und es gelingt zudem das Tempo der Innovation beizubehalten, was könnte jetzt noch fehlen zum langfristigen Erfolg? Die Antwort ist heute überall: Nachhaltigkeit. Nachhaltige Unternehmen sind die Zukunft. Sie kümmern sich um den Planeten und verfolgen einen ethischen, langfristigen Ansatz, der alle Interessengruppen, einschließlich dem größten Stakeholder, die Erde, wertschätzt.
Nachhaltigkeit und Wachstum, kann das zusammen funktionieren? Es kann nicht, es muss sogar. Durch klimaschädliches Handeln, wie wir es bereits in Sektoren wie der traditionellen Landwirtschaft beobachten können, berauben sich Unternehmer*innen ihrer eigenen Grundlage für zukünftigen Erfolg.
Wenn wir für ihren Erfolg Ressourcen erodieren müssen und ganze Märkte wegbrechen, verfolgen Unternehmen schlichtweg kein nachhaltiges Geschäftsmodell, das eine Chance hat auch in Zukunft zu bestehen. Innovationen, die auf die Kosten unseres Planeten gehen sind buchstäblich am Ende. Investor*innen wandern in ESG-Fonds ab. Sustainability Fonds, die früher ein Hobby waren, sind heute Mainstream.
Wir stellen die These auf, dass die Unternehmen, die Klima, Umwelt und Mensch im Blick behalten, sich als einziges zukunftsträchtiges Modell durchsetzen werden. Gewinne maximieren und langfristig sichern kann nur durch nachhaltiges Handeln gelingen.
Anders gesagt: Nur die Unternehmen, die nachhaltig handeln, werden auch in Zukunft noch als investitionsfähig gelten, wachsen und Gewinne machen. Die neue EU-Taxonomie, die Entscheidung von Blackrock, sofort aufzuhören, in Unternehmen zu investieren, die ein hohes nachhaltigkeitsbezogenes Risiko darstellen, die Entwicklungen am Finanzmarkt und, nicht zuletzt, der Wandel der Kundenbedürfnisse selbst sind schon heute eindeutige Indikatoren für die große Revolution der Unternehmenswelt im Namen der Nachhaltigkeit.